Karlštejn (Karlstein)
Státní hrad Karlštejn, 267 18 Karlštejn
Tel. +420 311 681 617, +420 311 681 695
e-mail: karlstejn@pusc.cz


   Eine Burg, deren Stellung unter den böhmischen Burgen außerordentlich ist, und zwar nicht nur durch die historische Bedeutung, sondern auch durch ihre Mächtigkeit und Architektur. Sie wurde im Jahre 1348 vom böhmischen und römischen König Karl IV. gegründet, der ihr die Aufgabe des Schutzes der Krönungsinsignien und wertvollsten Reliquien des Römischen Reiches anvertraute. Der Rohbau von Karlštejn dauerte mehr als sieben Jahre, die innere Gestaltung der Kreuzkapelle zog sich bis zum Jahre 1365 hin. Die Burgbefestigung sollte in ihrer Zeit allen Angriffen widerstehen, was tatsächlich im Jahre 1422 bestätigt wurde, als Karlštejn von den Pragern vergeblich belagert wurde. Am Ausgang des 16. Jahrhunderts wurden die beschädigten Burggebäude auf Veranlassung Kaiser Rudolfs II. erneuert, trotzdem begann der allmähliche Niedergang von Karlštejn. Im Jahre 1619 wurden die Krönungskleinodien zusammen mit dem Archiv nach Prag gebracht, 1620 wurde die Burg dem Heer Ferdinands II. ohne Kampf übergeben, und 1648 wurde sie von den Schweden erobert. Obwohl der Verfall während des 18. Jahrhunderts fortsetzte, waren sich auch die Habsburger Herrscher der historischen Bedeutung von Karlštejn bewußt. Kaiser Franz II. und auch sein Sohn Ferdinand ließen deshalb die am stärksten verfallenen Teile rekonstruieren. Nach dem Jahre 1853 übernahm die neugegründete Zentralkommission für Denkmalschutz mit Sitz in Wien die Aufsicht über diese Arbeiten. Seine heutige Gestalt erhielt Karlštejn bei einem puristischen Umbau in den Jahren 1887 - 1899, der nach Entwürfen von Professor Friedrich Schmidt von dem Architekten Josef Mocker durchgeführt wurde.


   Die einzelnen Burgteile sind in verschiedenen Höhenniveaus plaziert, die ihre Bedeutung ausdrücken. Die Burg wird von einem massiven Prismenturm dominiert, der Große genannt, dessen Grundrißseiten 25 und 17 m messen. Die durchschnittliche Mauerstärke beträgt 4 m, auf der Nordseite sogar mehr als 6 m. Der Hauptraum dieses Turmes und der ganzen Burg ist die Kreuzkapelle. Ihre Wände sind im unteren Teil von einem Streifen mit Halbedelsteinen umzogen, die in vergoldeten Stuck eingesetzt sind. Die Frontseite der Gewölbe füllen Tafelbilder aus. Sie stammen überwiegend von Meister Theodorikus und sind gotische Malerei von Weltbedeutung. Die unikale Kollektion von 127 Gemälden stellt die "himmlischen Heerscharen", ideale oder ungefähre Portraits von Heiligen, Päpsten und Bischöfen, Rittern der Thebaner Legion, heiligen Herrschern und Kirchenlehrern dar. Diese Werke wurden von Meister Theodorikus, dem Hofmaler Karls IV., entworfen und die meisten auch von ihm gemalt. Die Ausschmückung der Kapelle ergänzen Wandfresken. Das ganze Gewölbe ist vergoldet und mit kleinen Glasstücken bedeckt, die den Sternenhimmel darstellen sollen. Zu diesem außerordentlichen Raum ist jedoch anzuführen, daß der Eintritt in die Kapelle streng reguliert wird und daß nur ein Bruchteil der Gesamtzahl von Burgbesuchern sie alljährlich besichtigen darf.
   Karlštejn macht auf jeden Menschen einen großartigen Eindruck, und auf diese Weise wirken auch seine Interieurs auf die Besucher, denn sie sind möglichst treu nach dem mittelalterlichen Vorbild eingerichtet. Auf beiden Besichtigungstrassen ist deshalb nicht nur die historisch außerordentlich wertvolle Architektur zu sehen, sondern auch eine solche Ausstattung, die ungefähr derjenigen entspricht, die Kaiser Karl IV. umgab. Von den einzelnen Interieurs sind z. B. der Ahnensaal mit der Galerie der böhmischen Könige, der Speisesaal und das königliche Schlafzimmer hervorzuheben. Durch ihre gotische Wandausschmückung ragt die nicht allzu große Katharinenkapelle im Marienturm hervor.